Heizen mit HolzFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Heizkessel

Je nach Anwendung bzw. Einsatzzweck und der vorgesehenen Brennstoffart steht eine große Vielfalt an Biomasseanlagen zur Auswahl:

  • Pellet-Zentralheizungen

    Pellet-Zentralheizungen werden im Heizungsraum eines Gebäudes installiert und dienen der Beheizung des gesamten Gebäudes sowie der Brauchwassererwärmung. Neben Pellet-Zentralheizungen, die für einen ausschließlichen Betrieb mit Holzpellets ausgelegt sind, bieten einige Firmen auch Holzheizkessel an, die sowohl mit Pellets als auch mit Stückholz betrieben werden können: sog. Scheitholz-Pellet-Kombinationskessel.

    Folgende technische Varianten der Pellet-Zentralheizung werden unterschieden:

    1. Pellet-Zentralheizung:

    • Pelletheizung, die für einen reinen Pelletbetrieb ausgelegt ist.
    • Pelletheizung, die ohne oder mit geringen Umbaumaßnahmen (z. B. Einlegen eines Rostes) Stückholz im Notbetrieb verfeuern können.
    • Stückholz ist hier nicht als regulärer Brennstoff vorgesehen,könnte aber bei Störungen des Pelletbetriebs(z. B. bei Defekt der Pelletzuführung) zur Überbrückungeingesetzt werden.

     

    2. Pellet-Scheitholz-Kombikessel:

    •  Ober- oder Unterbrand-Stückholzkessel mit angeflanschten Pelletbrennern, die mit meist geringem Aufwand binnen weniger Minuten für den Betrieb mit Scheitholz umgebaut werden können. Meist wird dabei der seitlich angeflanschte Pelletbrenner entfernt, ein Blinddeckel aufgesetzt und die Regelung umgestellt.
    • Unterbrand-Stückholzkessel, die ohne bzw. bei geringen Umbaumaßnahmen (z. B. Wechsel des Rostes)alternativ mit Stückholz oder mit Pellets betrieben werden können. Dabei können entweder zwei eigenständige Feuerungen mit einem gemeinsamen Wärmetauscher verwendet werden, ein Feuerraum durch eine spezielle Bauart für beide Brennstoffe angepasst sein oder ein Pelletbrenner mit eigenständigem Brennraum an einen Holzvergaserkessel angeflanscht werden.

    Pelletheizungen und deren technische und Umwelteigenschaften können in der Datenbank der FNR und in der FNR-Publikation Marktübersicht Pelletheizungen recherchiert werden.

    Pellet Zentralheizung ETA PE-K, Quelle: ETA Heiztechnik GmbH

  • Scheitholzkessel

    Zum Heizen mit Scheitholz kommen Einzelraumfeuerungen als auch Zentralheizungen in Frage. Diese bisher übliche Differenzierung beinhaltet im ersten Fall offene Kamine und Kamine mit Heizeinsatz, Kaminöfen und Dauerbrandöfen sowie Kachelöfen und Speicheröfen, die zum Zwecke der Beheizung einzelner Räume im Wohnbereich zum Einsatz kommen. In holzverarbeitenden Unternehmen werden Dauerbrandöfen auch in der Werkstatt genutzt. Die Wärmeleistungen von Einzelraumfeuerungen liegen entsprechend ihrem Einsatzzweck im Wohnbereich überwiegend im Bereich von ca. 4 bis 15 kW, vereinzelt werden Anlagen mit Leistungen von bis zu 50 kW angeboten. In Einzelraumfeuerstätten kommen auch aus Holzresten der industriellen Holzverarbeitung hergestellte Holzbriketts zum Einsatz.

    Von Hand mit Scheitholz beschickte Zentralheizungskessel heizen über das wasserführende Zentralheizungssystem die ganze Wohnung bzw. das ganze Gebäude. Vom Verbrennungsprinzip her werden hier Oberbrandkessel und Vergaserkessel unterschieden.

    Die Oberbrandkessel haben, wie der Name bereits sagt, das Funktionsprinzip des oberen Abbrands. Wie auch die von Hand beschickten Einzelraumfeuerstätten haben sie vergleichsweise geringe feuerungstechnische Wirkungsgrade und vergleichsweise hohe Staub- und Kohlenmonoxid-Emissionen.

    Scheitholzvergaserkessel haben das Prinzip des unteren oder seitlichen Abbrandes. Hierbei brennt die Flamme nicht nach oben durch die Brennstoffschicht, sondern das Holz vergast im Glutbett und die seitlich oder nach unten geführten Holzgase werden in einer separaten Brennkammer gleichmäßig verbrannt. Scheitholzvergaserkessel sind komfortabel. Durch den im Vergleich zu Oberbrandkessel höheren Wirkungsgrad, muss das Holz in recht langen Abständen nachgelegt werden. Scheitholzvergaserkessel werden mit Wärmeleistungen von bis zu ca. 200 kW angeboten.

    In Abhängigkeit vom Füllraumvolumen ist das Heizungssystem mit einem angemessenen Pufferspeicher auszustatten, der die aus dem Holz freiwerdende Wärme, die nicht direkt vom Heizsystem aufgenommen werden kann, zwischenspeichert. In der Regel kommt dabei ein Kombispeicher zur Heiz- und Brauchwassererwärmung zum Einsatz oder es werden gesonderte Heiz- und Brauchwasserspeicher installiert. Vielfach werden solche Systeme durch eine solarthermische Anlage zur Brauchwasserbereitung in den Sommermonaten bzw. zur ergänzenden Heizungsunterstützung in der Übergangszeit ergänzt.

    Während Zentralheizungen vormals ihren Platz im Keller oder im Heizungsraum fanden, hat die technische Entwicklung der letzten Jahre dazu geführt, dass heute Zentralheizungen (bzw. Öfen mit Zentralheizungsfunktion) auch im Wohnbereich ihren Standort finden. Neben einem Anbieter eines Vergaserkessels für die Aufstellung im Wohnbereich werden von verschiedenen Anbietern wasserführende Kaminöfen und Heizkamine angeboten, die einen Teil der Wärme in den Aufstellraum abgeben, den größeren Teil jedoch zur Heizungsunterstützung in das Zentralheizungssystem bzw. in einen Puffer- oder Brauchwasserspeicher einspeisen. Scheitholzvergaserkessel werden mit Wärmeleistungen von bis zu ca. 200 kW angeboten. 

    Im Interesse des Umwelt-, Emissions- und Gesundheitsschutzes wird empfohlen, nur emissionsarme Holzheizungen mit hohem Wirkungsgrad anzuschaffen und durch Fachbetriebe installieren und in Betrieb nehmen zu lassen.

    Im Bereich der Scheitholzkessel, wird der Kauf von im Marktanreizprogramm Erneuerbare Energien förderfähigen Scheitholzvergaserkesseln empfohlen (www.bafa.de) .

    Scheitholzvergaserkessel und deren technische und Umwelteigenschaften können in der Datenbank der FNR und in der FNR-Publikation Marktübersicht Scheitholzvergaserkessel recherchiert werden.

    Scheitholzvergaserkessel HDG Navora, Quelle: HDG Bavaria

  • Kombikessel

    Am Markt werden aktuell sowohl Scheitholzvergaserkessel als auch Einzelraumfeuerstätten wie z . B. Kamin- und Kachelöfen (mit und ohne Wassertasche als „SP-Kombis“ angeboten.
    Die Feuerungsanlagen müssen hierbei auf die spezifischen Eigenschaften beider Brennstoffe ausgelegt sein und in beiden Betriebsweisen eine hohe Effizienz und geringe Emissionen erreichen. Hersteller verfolgen hierfür unterschiedliche konzeptionelle Ansätze.
    Gegenüber der Installation von zwei getrennten Kesseln für Scheitholz und Holzpellets soll der SP-Kombi die Vorteile des geringeren Platzbedarfes im Heizungsraum und der geringeren Investitions- und Betriebskosten bieten.

    Wachsendes Interesse finden SP-Kombis vor allem im ländlichen Raum, hier bieten sie die Möglichkeit zur dauerhaften und spürbaren Senkung der Betriebskosten (Scheitholzbetrieb), sondern gleichzeitig auch die notwendige Sicherheit für Haus und Familie (Pelletbetrieb), falls der Kessel nicht täglich bedient werden kann oder soll (Urlaub, Krankheit, Alter etc.).
    Vor dem Hintergrund unkalkulierbarer künftiger Preisentwicklungen bei fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas ist dies eine durchaus vorzügliche Alternative, die darüber hinaus ausschließlich auf einheimische (relativ krisenfeste) und nachwachsende Brennstoffe setzt.

    Je nach Konstruktionsstrategie der Hersteller handelt es sich bei den SP-Kombis um:

    • Pellet-Heizkessel mit Vorrichtungen für eine Notbefeuerung mit Scheitholz (Einsatz- oder Einlegeroste etc.),
    • Scheitholzvergaser- bzw. Oberbrandkessel mit seitlich angebauten oder integrierten Pelletbrennern oder
    • Heizkamine, Kamin- und Kachelöfen sowie Kochherde mit integrierten Pelletbrennern.

    Scheitholz-Pellet-Kombikessel und deren technische und Umwelteigenschaften können in der Datenbank der FNR und in der FNR-Publikation Marktübersicht Scheitholzvergaserkessel recherchiert werden.

    Scheitholzvergaser-Pellet-Kombinationskessel ETA TWIN, Quelle: ETA Heiztechnik GmbH

  • Hackschnitzelkessel

    Hackschnitzelfeuerungen zählen zu den automatisch beschickten Biomassefeuerungen. Sie werden in einem breiten Leistungsspektrum ab ca. 10 kW und bis in den höheren 2-stelligen Megawatt-Bereich eingesetzt. Hackschnitzelfeuerungen kommen seit längerem erfolgreich als Heizwerke bzw. Heizkraftwerke im landwirtschaftlichen und kommunalen sowie im gewerblichen und industriellen Bereich zur Anwendung.

    Einsatzbereich

    Im Zuge der erheblichen Preissteigerungen für fossile Energieträger finden sie seit einigen Jahren auch im Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser, in der Landwirtschaft und im Garten- und Landschaftsbau zunehmendes Interesse. Eine wachsende Modellanzahl kleinerer Hackschnitzelheizungen steht den Interessenten zur Auswahl. Hackschnitzelfeuerungen werden mit unterschiedlichen Feuerungsbauarten bzw. Verbrennungsprinzipien angeboten.

    Bauart

    Im Kleinanlagenbereich fertigen ca. zwei Drittel der Hersteller Hackschnitzelanlagen mit Rostfeuerung, ein Viertel fertigt Unterschubfeuerungen und die übrigen bauen Quereinschubfeuerungen ohne Rost ein. Als weitere Varianten bzw. Entwicklungen sind Drehrostfeuerungen (bei größeren Feuerungen), Rüttelroste, Rollroste und Kipproste zu nennen. Mit diesen Entwicklungen wird eine Auflockerung des Glutbetts und somit ein besserer Ausbrand sowie eine bessere Rostentaschung bezweckt. Dies ist insbesondere dann von Relevanz, wenn auch Brennstoffe mit hohem Aschegehalt und geringer Ascheerweichungstemperatur (Schlackebildung) zum Einsatz kommen sollen, wie z. B. Stroh/Strohpellets, Miscanthus, Getreide, Rinde und verunreinigte Hackschnitzel aus Landschaftspflege oder Kompostieranlagen. Am Markt werden solche Anlagen zunehmend nachgefragt.

    Detaillierte Beschreibungen dazu sind den FNR-Fachbüchern „Handbuch Bioenergie-Kleinanlagen“ und „Leitfaden Bioenergie“ (vgl. Literatur im Anhang) zu entnehmen.

    Eine Hackschnitzel-Heizungsanlage besteht in der Regel aus folgenden Anlagenkomponenten:

    • Brennstofflager/-silo mit Befüllvorrichtung und Austragungssystem,
    • Brennstoffförderung zur Feuerung,
    • Hackschnitzelfeuerung/-heizkessel,
    • Wärmeabgabesystem, Brauchwasserspeicher und ggf. Pufferspeicher,
    • Abgasanlage (Schornstein und ggf. sekundäre Rauchgasreinigung),
    • Ascheaustragssystem.

    Kleine Hackschnitzelheizungen werden von den Kunden/Bauherren meist direkt über den Hersteller bzw. Heizungsbauerbezogen und von diesen bzw. in deren Regie samt aller Anlagenkomponenten geplant und installiert. Bei größeren Hackschnitzelheizungen werden meist auf Biomasseanlagen spezialisierte Ingenieurbüros mit der Planung und Umsetzung des Projekts beauftragt.

    Austragungssysteme, Lagerung und Logistik

    Eine kostenoptimierte Auslegung des Hackschnitzelsilos muss neben den volumenabhängigen Baukosten auch die Transportlogistik für die Hackschnitzel berücksichtigen. Es ist wirtschaftlich meist nicht zweckmäßig, den vollständigen Jahresbedarf einzulagern. Beispielsweise wäre für eine Wärmeversorgungsaufgabe mit einer Heizlast von 30 kW bei Lagerung des Jahresbedarfs ein Lagervolumen von etwa 60 m3 erforderlich. Das Silo sollte daher so groß dimensioniert sein, dass es bei einer Restmenge Hackschnitzel für etwa 10 bis 14 Tage eine ganze Wagen- bzw. Containerladung fassen kann. Verbreitet ist die Anlieferung mit landwirtschaftlichen Anhängern/Kippern (ca. 10 bis 30 m3), Container- bzw. Containerzug (25 bis 70 m3) oder Schubbodenauflieger (90 m3), sie erfolgt neuerdings auch mit Pumpfahrzeugen bzw. Pumpcontainern (21 bzw. 30 m3).
    Das Brennstofflager sollte möglichst direkt an den Heizungsraum angrenzen, es kann auch darunter oder darüber liegen. Verbreitet ist das Abkippen des Hackguts in unter Flur liegende Hackschnitzellager. Mit Hackschnitzel-Pumpwagen können Hackschnitzel – wie Holzpellets – auch in auf dem Boden befindliche oder weiter von der Zufahrt entfernt liegende Silos eingeblasen werden.
    Über das sogenannte Austragungs- und Fördersystem wird die Hackschnitzelfeuerung automatisch, gesteuert über das Regelsystem der Heizungsanlage, mit dem Brennstoff Hackschnitzel beschickt. Bei kleineren und mittleren Hackschnitzelheizungen kommen dabei vorwiegend Federzinkenaustragungen und Förderschnecken zum Einsatz, bei größeren Anlagen auch Schubstangen-Austragungen und Förderbänder.
    Es empfiehlt sich, die Belieferungsmöglichkeiten und die Belieferungssicherheit (Art der Hackschnitzel, Art der Anlieferung, Menge, Qualität, Preis und Nebenkosten der Anlieferung) vor Planung und Bau des Brennstofflagers abzuklären und entsprechend aufeinander abzustimmen. Mit einem zuverlässigen Dienstleister (Biomassehof, Landwirt, Maschinenring, etc.) sollte die Belieferung in mehreren Chargen für mindestens eine Heizperiode vertraglich vereinbart werden. Üblich sind mehrjährige Lieferverträge, die ggf. Preisanpassungsklauseln beinhalten.

    Vom Hersteller empfohlene bzw. zugelassene Brennstoffe

    Kleinere Hackschnitzelheizungen (15 bis ca. 200 kW) sind überwiegend auf relativ trockene Feinhackschnitzel ausgelegt (entsprechend ÖNORM der Klassen G30, W30, zum Teil auch bis G50, W40, ab 2011 werden es gemäß EN 14961-4 die Hackschnitzel-Qualitätsklassen A1, A2, B1 oder B2 mit den besonderen Spezifikationen zu Maßen, Wassergehalt, Aschegehalt, Schüttdichte etc. sein). Sowohl die Feuerung als auch die Austragung und Förderung sind auf die jeweiligen Hackgutklassen optimiert. Die Angaben in der Betriebs- und Bedienungsanleitung sind unbedingt zu beachten, entsprechende Hinweise enthalten auch die nachfolgenden Typenblätter.
    Bei Einsatz zu feuchter bzw. nasser Hackschnitzel können die für eine vollständige Verbrennung notwendigen Kesseltemperaturen oft nicht erreicht werden, was zu erhöhten Emissionen, niedrigerer Effizienz/Kesselwirkungsgrade und zu erhöhter Korrosion bei Taupunktunterschreitung in Wärmetauscher und Abgasanlage führen kann. Das Teillastverhalten der Anlage wird erheblich eingeschränkt bzw. die Nennleistung wird nicht mehr erreicht, denn der Heizwert nasser Hackschnitzel ist nur etwa halb so hoch wie der trockener Hackschnitzel. Hackschnitzel mit zu großen Kantenlängen bzw. Querschnitten können zu Störungen in der Anlage führen, die meist nur mit erheblichem Zeitaufwand zu beheben sind. Trockene bzw. getrocknete Hackschnitzel bieten entsprechend
    deutliche Vorteile:

    • hohe Anlagen- bzw. Kesselwirkungsgrade,
    • gute Regelfähigkeit mit Anpassung an verschiedene Brennstoffe,
    • optimaler Ausbrand der Holzgase,
    • niedrige Emissionen,
    • bessere Wirtschaftlichkeit und schnellere Amortisation der Investition.

    Hackschnitzelheizungen sind oft auch für den Einsatz von Holzpellets zugelassen, teilweise werden sie auch als geeignet für Miscanthus-Hackgut und andere alternative Biobrennstoffe angeboten. Bei Interesse an solchen Biomassekesseln zur Nutzung alternativer Biobrennstoffe sind die Typprüfung des Kessels, Gewährleistungs- und Garantiebedingungen des Kesselanbieters sowie die rechtlichen Bestimmungen der Kleinfeuerungsanlagen-Verordnung (1. Bundes-Immissions-Schutz-Verordnung, 1. BImSchV) zum Einsatz von alternativen Biobrennstoffen zu beachten.

    Hackschnitzelkessel und deren technische und Umwelteigenschaften können in der Datenbank der FNR und in der FNR-Publikation Marktübersicht Hackschnitzelkessel recherchiert werden.

    Hackschnitzelheizung (300-500 kW), Quelle: FNR/H. Hansen

    Holzhackschnitzel, Quelle: FNR/H. Hansen

  • Strohheizungen

    In Dänemark sind Strohheizungen und Strohheiz(kraft)werke seit langem weit verbreitet. In der Landwirtschaft erzeugen Strohheizungen u. a. Wärme für die Ställe der Geflügel und Schweine haltenden Betriebe. Vielfach liefern Landwirte aber auch überschüssiges Stroh an große kommunale Strohheizwerke, die Dörfer, Städte und Stadtteile über Nah- und Fernwärmenetze mit erneuerbarer Wärme versorgen. Selbst in einem dänischen Kohlekraftwerk wird Stroh verfeuert, um damit Strom für Kopenhagen zu erzeugen.
    In Deutschland finden sich bisher nur vergleichsweise wenige Strohheizungen, aber das Interesse an diesen Anlagen wächst. Seit 1997 heizt z. B. die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in Jena ihre Verwaltungsgebäude mit Stroh. Mehrere Landwirte mit Sauenhaltung und Ferkelaufzucht heizen Ställe, Werkstätten und Wohnhäuser mit Stroh. Seit August 2013 werden auch die Gebäude der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. und der Landeforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern in Gülzow mit Stroh geheizt.  Vorwiegend kommen Strohheizungssysteme für Quaderballen zum Einsatz. Die ca. 500 kg schweren Hochdruckballen werden über ein Förderband einer Auflösevorrichtung zugeführt. Anschließend wird das in Strohschnitzelform vorliegende Stroh dosiert über Schieber oder Schnecken in den Brennraum der Heizung transportier. Ein Heizkesselhersteller in Mecklenburg-Vorpommern fertigt Strohballenvergaserkessel, in denen ganze Rundballen verfeuert werden können. Und ein  niedersächsisches Unternehmen bietet seit 2013 einen 500 kW-Drehrohrheizkessel für Stroh an, der sich auch für den Einsatz von sonstigen sehr aschereichen Biomassen eignet.
    Mit Leistungen von bis zu 3.500 kW wird so in etlichen deutschen Strohheizungsanlagen Wärme für Ställe und Werkstätten, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude, Gewächshäuser und Trocknungsanlagen sowie sonstige Zwecke geliefert. Das Stroh steht dafür nachhaltig, jährlich nachwachsend in der Region zur Verfügung. Heizen mit Stroh fördert dabei die regionale Wertschöpfung und kann einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
    Die größte deutsche Strohfeuerungsanlage steht in Emlichheim. Hier ist 2013 ein Strohheizkraftwerk mit 50 MW Feuerungswärmeleistung in Betrieb genommen worden. Das Bioenergiekraftwerk Emsland speist Strom in das öffentliche Netz ein, liefert Fernwärme für Wohngebiete und öffentliche Einrichtungen sowie Prozessdampf für ein Industrieunternehmen.

    Zellenradschleuse und Stokereinschubschnecke, dahinter der Kessel, Quelle: FNR

    Grafik Strohheizwerk Gülzow, Quelle: FNR

  • Bio-Gas-Kessel

    Biogas und Biomethan werden neben der Strom- und Kraftstoffproduktion auch zur Wärmeerzeugung eingesetzt. Im Jahr 2019 wurde aus Biogas und Biomethan eine Wärmemenge von 16,7 TWh erzeugt. Das reicht aus, um 1,5 Mio. Haushalte mit Wärme zu versorgen.  Diese Wärme entsteht einmal bei der Verwertung von Biogas bzw. Biomethan in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) oder durch direkte Verbrennung von Biomethan in Heiz- und Brennwertkesseln.

  • Bio-Heizöl Kessel

    Fast jede dritte Wohnung wird in Deutschland noch mit Öl beheizt. Gas ist mit leicht steigender Tendenz der wichtigste Brennstoff hierzulande. Etwa die Hälfte des deutschen Wohnungsbestandes (39 Mio. Einheiten) werden mit Gas beheizt, gefolgt von Öl (29 %) und Fernwärme mit fast 13 %. Wärme aus Strom (5,4%) und aus Festbrennstoffen, wie Kohle, Holz etc. haben mit 2,8 % noch eine geringere Bedeutung. Der Anteil der Wärmepumpen an der Beheizungsstruktur des Wohnbestandes beträgt nur 0,7%.  

    Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes
    Anteil in 2012
    Gas49,2%
    Öl29,0 %
    Fernwärme12,8 %
    Strom5,4 %
    Festbrennstoffe (Kohle, Holz, etc.)2,8 %
    Wärmepumpe0,7 %

    Quelle: BDEW 2013

    Für Ölheizungen im Wohnungsbestand gibt es neben Heizöl (leicht) auch erneuerbare Alternativen, ohne den Austausch des Heizungssystems vorzunehmen. Bioheizöl ist ein Gemisch aus schwefelarmen Heizöl und der biogenen Komponente Biodiesel. Seine Verwendung im vorhandenen Heizölkessel ist in der Regel ohne zusätzlichen Investitionsaufwand möglich.

    Für Bioheizöl sind zwei Produkte am Markt verfügbar. Zum einen “Bioheizöl EL A Bio 5” mit einem Biodieselanteil von 3,0 bis 5,9 Prozent und andererseits “Bioheizöl EL A Bio 10” mit einem Biodieselanteil von bis zu 10,9 Prozent.  Die Bezeichnung Bioheizöl setzt damit einen Mindestanteil von 3 Prozent Biodiesel voraus. “Bioheizöl EL A Bio 5” ist für die Verwendung in Neu- und Bestandsanlagen (Heizölkessel) sowie in herkömmlichen Öltanks und Leitungen geeignet. Für höhere Bioanteile der Variante “Bioheizöl EL A Bio10” sind gegebenenfalls Anpassungen des Kessels, der Tanks und Leitungen erforderlich.

    Verschiedene Informationen zu Bioheizöl, von Ergebnissen aus Forschungsprojekten, Normungsaktivitäten, Händlern bis zu Heizkesseln, finden Sie beim Institut für Wärme und Oeltechnik e. V. (IWO) auf der Internetseite: https://www.zukunftsheizen.de.

Dank technischer Entwicklung weisen moderne Biomasseanlagen wie z. B. Pelletöfen/Pelletkessel, Scheitholzvergaserkessel und Hackschnitzelheizungen heute Wirkungsgrade von oftmals schon deutlich über 90 Prozent auf. Die technische Entwicklung ist bemerkenswert, so erreichen moderne Anlagen rund 20 Prozent höhere Wirkungsgrade als Holzkessel, die vor 20 bis 30 Jahren eingebaut wurden! Mehrere Hersteller haben inzwischen auch die Brennwerttechnik bei Holzheizungen zur Marktreife entwickelt. Kessel mit Brennwerttechnik nutzen den Energiegehalt des Brennstoffs nahezu vollständig, indem sie auch die Kondensationswärme des Wasserdampfes im Abgas verwerten. Sie sind dadurch besonders effizient.

Die Weiterentwicklung und Optimierung von Feuerungsräumen und Verbrennungssystemen sowie der Steuerung bzw. Regelung der Verbrennung bei Öfen und Kesseln führte aber nicht allein zu besserer Effizienz der Holzverbrennung. Einhergehend damit wurde auch das Emissionsverhalten maßgeblich verbessert. Moderne Holzfeuerungen zeichnen sich durch sehr geringe Emissionen an Staub, Kohlenmonoxid und Stickoxiden aus. Im Jahr 2010 wurde die 1. Bundes-Immissonsschutz-Verordnung, auch Kleinfeuerungsanlagenverordnung genannt, novelliert. Sie legt Mindestwirkungsgrade und deutlich verschärfte Emissionsanforderungen für Einzelraumfeuerstätten fest.

Der Regelungsbereich der Verordnung erstreckt sich auch auf Bestandsanlagen. Mit den Anforderungen an neu zu errichtende Anlagen und mit den Regelungen zur Sanierung bzw. Außerbetriebnahme alter Feuerungen wird ein wichtiger Beitrag zur Luftreinhaltung und Minderung von Feinstaubbelastungen geleistet.
Die Errichtung emissionsarmer Pelletöfen (wassergeführt) und Holzzentralheizungen wird aus dem Programm Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) im Wege von Zuschüssen bzw. zinsgünstigen Darlehen sowie durch Steuerbegünstigung sehr attraktiv gefördert. Mit effizienten, emissionsarmen Biomasseanlagen unterstützen Sie die Energiewende und tragen durch CO2-Minderung zum Klimaschutz bei.